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Gendersensible Sprache

Liebe Besucher dieser Flora rica-Seiten,

die Anrede macht es bereits deutlich: Als Ver­ant­wort­licher für diesen Internet-Auftritt verzichte ich bewusst auf den Einsatz sogenannter gender­sensibler Spra­che. Selbstverständlich möchte ich mit der maskulinen Form nicht nur Männer ansprechen, vielmehr bin ich der Überzeugung, dass diese Form, auch genderneutrales oder generisches Maskulinum genannt, dafür die ideale und keineswegs frauendiskriminierende Form darstellt. Den­jenigen unter Ihnen, die diese Sichtweise nicht teilen oder die sich gar dar­über ärgern, möchte ich folgende Begründung für meinen Standpunkt geben.

Es wird behauptet, die maskuline Form („Bürger“) ließe uns hauptsächlich an Männer denken, Studien hätten das bewiesen. Deutsch sei eine Männersprache, sagen Vertreterinnen der sogenannten „feministischen Linguistik“, allen voran ihre Ikone Luise F. Pusch. Durch Verwendung der maskulinen Form blieben Frauen „unsichtbar“ und müssten daher aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit ebenfalls genannt werden.

Sie hätten Recht, würde die maskuline Form tatsächlich nur für Männer reserviert sein, aber dem ist nicht so.

Zur Erläuterung nenne ich folgenden Satz: „Es gibt männliche Sänger und weibliche Sängerinnen.“ Ich bin sicher, dass Sie der Satz irritieren wird, vielleicht denken Sie: „Weibliche Sängerinnen? Was soll das? Sängerinnen sind doch sowieso weiblich.“ Sie haben natürlich Recht. Das Adjektiv „weiblich“ ist überflüssig. Die Frage ist allerdings, warum irritiert „männliche Sänger“ nicht genauso?

Weil offenbar Sänger NICHT ausschließlich männlich sind, weil es auch weibliche Sänger gibt, niemals aber „männliche Sängerinnen“, wie auch folgende Sätze verdeutlichen: „Unter den Sängern befanden sich viele Frauen“ versus „Unter den Sängerinnen befanden sich viele Männer“. „Sänger“ ist also nicht einfach das männliche Pendant zu „Sängerinnen“, sondern offenbar und intuitiv nachvollziehbar, etwas qualitativ anderes.

Auch habe ich nicht ohne Grund den Begriff „Sängerinnen“ in dem Beispielsatz gewählt, denn um diesen Begriff geht es auch in einem häufig zitierten Argument Frau Puschs für den Gebrauch der Gendersprache.

Dass das der Diskriminierung beschuldigte generisches Maskulinum keineswegs nur oder in erster Linie Männer bezeichnet, ist unter fast allen Sprachwissenschaftlern des deutschen Sprachraums, auf jeden Fall den führenden, unumstritten. „Mieter“ beispielsweise ist ein Funktionsbegriff für eine Person, die etwas gemietet hat und nicht etwa für eine in einem Mietverhältnis stehende männliche Person, auch wenn der Duden etwas anderes behauptet. Durch Anhängen des Suffixes „er“ an den Wortstamm des Verbs mieten „miet“ entsteht der grammatisch maskuline, aber nicht der biologisch männliche „Mieter“. Folgte man hingegen der Logik der Genderlinguistik, wäre auch der „Rechner“ biologisch männlich, denn der Wortbildungsprozess in der belebten und der unbelebten Natur ist identisch.

Befürworter der Gendersprache werden jetzt einwerfen, dass die maskuline Form aber als für männlich stehend verstanden werde, wie die Genderstudien doch alle gezeigt hätten. Abgesehen davon, dass die meisten, die die Studien zitieren, diese wahrscheinlich nie gelesen haben, kann ich dazu nur sagen: Die Aussagen der Studien stehen auf ganz dünnem Eis.

Das beginnt bereits bei ihrer Konzeption, der Auswahl der Testpersonen und endet bei der Interpretation der Ergebnisse, nachzulesen in meinem Buch „Falsch abgebogen – Holzweg Gendersprache“. Hinzu kommt, dass die Probanden dieser Tests fast nur Schüler oder Studenten waren, die bereits in der Schule mit „Schülerinnen und Schüler“ angesprochen wurden, und denen damit das generische Maskulinum schon in jungen Jahren kontinuierlich abtrainiert wurde.

Wefen wir einen Blick zurück. In Vor-Gender-Zeiten hatten die Frauen in ihrer weitaus größten Mehrheit das generische Maskulinum als „alle meinend“ verstanden. Waren sie damals nur zu unwissend oder zu naiv, um zu erkennen („die Fähigkeit [der Frauen], die eigene krasse Benachteiligung zu erkennen, [sei] […] völlig unterentwickelt“ Zitat Pusch), dass sie mit der maskulinen Form gar nicht „gemeint“ oder höchstens „mitgemeint“ waren oder haben sie, ihrem natürlichen Sprachgefühl vertrauend, das generische Maskulinum einfach nur richtig interpretiert?

Nein, es wurde ihnen eingeredet. „Ihr seid nicht gemeint, bestenfalls ‚mitgemeint‘“ wurde ihnen mantrahaft immer wieder verkündet. Irgendwann begann dann das Virus des „Nur-mitgemeint-Seins“ sich immer mehr auszubreiten und heute stehen wir vor einem gesellschaftlichen Grabenkampf zwischen Befürwortern und Gegnern dieser Philosophie.

Man kann mit Fug und Recht sagen: Der linguistisch nicht begründete aber in großen Teilen der Gesellschaft inzwischen angenommene Bedeutungswandel der maskulinen Form von „alle meinend“ zu „Männer meinend“ wurde von interessierter Seite der „Genderlinguistik“ bewusst auf den Weg gebracht, um anschließend die daraus hergeleitete, angebliche sprachliche Diskriminierung der Frauen (und Anderer) mit der Gendersprache bekämpfen zu können. Leider ist es so, dass jegliches unbewusstes und unreflektiertes Nachplappern der Gendersprache diesen Effekt noch verstärkt.

Vielleicht sollte man sich an dieser Stelle einmal vor Augen halten, welche Motive die Vertreterinnen der Genderlinguistik gehabt haben könnten. So sagt die Gender-Frontfrau Luise Pusch: „Wir Frauen wissen nicht so genau, warum die Männer da sind. […] Sie sind halt da, und das ist schlimm genug.“ (zitiert nach Fabian Payr: Von Menschen und Menschinnen, Springer Wiesbaden, 2021, (S. 65, 66)) und an anderer Stelle lässt sie verlauten: „das Femininum sei ‚echt zu schade‘, um damit ‚Schwanzträger‘ zu bezeichnen.“

Es spricht vieles dafür, dass wir den heutigen Streit um die Gendersprache auch dem abgrundtiefen Männerhass Einzelner zu verdanken haben.

Diese und andere Gedanken zum Thema habe ich inzwischen in einem Buch niedergeschrieben. Es ist direkt beim Verlag oder auch im lokalen oder Online-Buchhandel erhältlich. Mehr Infos dazu hier.

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